Wer in Burma zu besuch war, hat neben dem Inle-See fast sicher auch Bagan gesehen. Bagan, manchen auch unter dem englischen Pagan ein Begriff, war eine sagenumwobene ehemalige Königsstadt vom ersten burmesischen Grossreich um die Zeit um das erste Jahrtausend. Während der Hochblüte um 1100 n.Chr. war die Stadt etwa 15-mal Grösser als London und eine der grössten Städte auf der Welt. Heute ist Bagan nur noch ein kleines Städchen mit 20‘000 Einwohner. Von den 6000 Pagoden welche sich zusammen mit der Stadt einst über 40 Quadratkilometer ausgestreckt haben, sind Heute noch etwa 2000 übrig.
Wenn man sich die mit Tempeln überbaute Steppe anschaut, sieht es so aus als ob die Leute aus aberwitzigen Gründen alle paar hundert Meter eine Tempelanlage hingestellt haben. Dazumal war die ganze Fläche jedoch Stadtgebiet und die Pagoden in die Stadt aus Holzhäusern integriert. Von den hunderttausenden Holzhäusern ist heute nichts mehr übrig, so stehen die Stein Pagoden ziemlich verloren in der Steppe herum und schaffen so eine einzigartige Aura. Vor allem zu Sonnenuntergang und Aufgang bietet sich ein unglaublicher Anblick. So weit das Auge reicht, sieht man die spitzen der Türme in den Himmel wachsen.
Blöderweise haben sich die “Baganer“ so sehr auf das tempelbauen fokussiert, dass für andere Belange wie Verteidigung nicht mehr viel Ressourcen übrig geblieben waren. Jede Grossfamilie musste ja auch stetig den grössten Tempel sein Eigentum nennen um sich einen guten und bequemen Platz im Nirwana zu sichern. So hatten die Mongolen um 1300 n.Chr. leichtes Spiel als sie die Stadt belagerten und schlussendlich einnahmen.
Das ganze wird schon ziemlich fest vermarktet. Nichts im Vergleich zu Angkor Wat in Kambotscha, aber ich habe bestimmt 70-mal den Spruch gehört: “Where are you from?“ und dann “Ah, Switzerland. Chocolate!“ Irgendwann reicht es und ist nicht mehr lustig!
Sogar den Bahnhof haben sie angelehnt an Tempelarchitektur gebaut. Der Zug hat sich dann aber nicht mehr sehr himmlisch angefühlt. 19 Stunden von Bagan nach Yangon waren ganz schön langwierig und ich habe noch nie eine so holperige Zugfahrt erlebt. Die Wagen haben sich in einem mir unbegreiflich hohen Mass horizontal und vertikal geschüttelt und gehoben. Stellenweise war nicht mehr daran zu denken zu lesen, da man keine Zeile fokussieren konnte. Die Bewegungen haben sich aufgeschaukelt und teilweise hatte ich das Gefühl, dass der Zug bald aus den Gleisen springen wird, oder zumindest der gefederte Wagen sich von den Rädern lösen und abheben wird.
Entschädigung gab es aber auch entsprechend. Mit dem Zug fährt man durch verlorene Steppen, kleine Dörfer und über unzählige Felder. Man ist es sich gar nicht mehr gewöhnt, so wie früher auch bei uns, den Kopf in den Fahrtwind zu strecken und die frische Luft oder manchmal den Diesel zu riechen.
Sehr passend war dann auch das Fazit am Flughafen in Yangon welches über den Bildschirmen verteit wurde: CORRUPT!!
Mittlerweile bin ich wieder in Thailand an den Stränden. Zwischenzeitlich habe ich einen 10 tägigen Meditationskurs gemacht. Ich habe noch nie 10 Tage nicht gesprochen und bin jeden Tag um 4:00 aufgestanden! Das war eine Herausforderung.